Newsletter | 23.06.2025 Mit AgNes leitet die Bundesnetzagentur die Reform der Stromnetzentgelte ein Autoren: Oliver Radtke

 

Am 12. Mai hat die BNetzA das Verfahren zur Reform der Stromnetzentgelte mit Veröffentlichung eines Diskussionspapieres eingeleitet. Am 2. und 3. Juni fand in Bonn ein Workshop statt, der die darin adressierten Themen aufgegriffen und vertieft hat. Die Reform zielt darauf ab, die Netzentgelte transparenter, fairer und zukunftsfähiger zu gestalten. Wie sich die neuen Regelungen konkret auf die Netzbetreiber und Verbraucher auswirken, bleibt ein spannendes Thema für die kommenden Monate.
 

Das Diskussionspapier der Bundesnetzagentur (BNetzA) zum Verfahren zur Festlegung der Allgemeinen Netzentgeltsystematik Strom (AgNes) bildet den Startpunkt der Diskussion zur Reform der Netzentgeltsystematik für die Stromnetze. Die Hauptziele des Verfahrens sind die Anpassung und Optimierung der Netzentgelte, um eine effiziente und gerechte Verteilung der Kosten für die Nutzung der Stromnetze zu gewährleisten.

Ziel ist es, die Entgeltsystematik so zu gestalten, dass sie den Anforderungen des Marktes und der Energiewende gerecht wird. Die Netzentgelte sollen transparent, fair und anreizkompatibel gestaltet werden, um sowohl Investitionen in die Netzinfrastruktur als auch den effizienten Betrieb der Netze zu fördern.

Das zukünftige Modell soll die Kosten fair verteilen. Das Zielbild der zukünftigen Netzentgelte soll die folgenden vier Dimensionen abbilden und berücksichtigen:

  1. Kostenorientierung
  2. Anreizfunktion
  3. Finanzierungsbeteiligung
  4. Umsetzbarkeit

 

Sowohl im Diskussionspapier als auch im Workshop Anfang Juni wurden folgende Sachverhalte angesprochen und diskutiert:

Beteiligung von Einspeisern an den Netzkosten
Ein wesentlicher Punkt war die Frage, ob Einspeiser an den Netzkosten beteiligt werden sollen. Es wurde intensiv und kontrovers diskutiert, ob neben einer Entgeltzahlung eine Einmalzahlung über BKZ in Erwägung zu ziehen ist.

Netzentgeltkomponenten
Bei den Netzentgeltkomponenten überlegt die BNetzA die Einführung eines Kapazitätsentgeltes oder eines Grundpreises auch oberhalb der Niederspannung. Die Diskussionen weisen derzeit eher darauf hin, dass eine Einführung eines Kapazitätsentgeltes wahrscheinlich ist.

Dynamische Entgelte
Ziel der dynamischen Entgelte ist die effizientere Netzkapazitätsnutzung und damit eine Minderung des Netzausbaus. Grundsätzlich scheint eine Einführung von dynamischen Entgelten sehr wahrscheinlich. Hinsichtlich der Ausgestaltung steht die Diskussion aber noch am Anfang. Insofern bleibt es spannend, wie dynamisch die Entgelte sein werden und ob alle Netzbetreiber verpflichtet werden, ein dynamisches Entgelt einzuführen.

Bundeseinheitliche Entgelte
Aktuell bestehen große regionale Unterschiede bei den Netzentgelten. Die Einführung eines bundesweiten Umlage- oder Ausgleichsmechanismus würde diese Unterschiede ausgleichen. Die Umsetzung wäre allerdings sehr komplex und es würde einen erheblichen Verwaltungsaufwand bedeuten.

Speicherentgelte
Derzeit sind die Speicher weitestgehend von Netzentgelten befreit. Ziel für das Stromsystem sollte ein Entgeltregime für Speicher sein, dass das Agieren an Strom- und Systemdienstleistungsmärkten nicht einschränkt. Gleichzeitig soll aber eine Beteiligung an den verursachten Kosten sichergestellt werden. 
Analog zu der Diskussion zu Einspeiseentgelten wird auch die Diskussion zu Speicherentgelten aktuell sehr intensiv geführt.

Kostenwälzung
Im Bereich der Kostenwälzung hat die BNetzA die Frage aufgeworfen, inwieweit das bestehende System noch sachgerecht ist. In Regionen mit starker Einspeisung und geringer Last kehrt sich der Lastfluss vermehrt temporär bis dauerhaft um. Dieser Vorgang wird bisher nicht im Kostenwälzungsmechanismus berücksichtigt, da dieser nur die Wälzung von den höheren zu den niedrigeren Spannungsebenen vorsieht. Hier wurde der Vorschlag diskutiert, die Kostenwälzung auf tatsächlichen Lastflüssen zu basieren und damit auch eine bidirektionale Wälzung zuzulassen. Ob dies zukünftig erforderlich ist, hängt sehr stark von der Entgeltsystematik und der jeweiligen Ausgestaltung ab.

Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass die Diskussion zu dem zukünftigen Entgeltsystem Strom noch am Anfang steht. Gleichzeitig handelt es sich um eine recht offene Debatte, bei der die Behörde offenbar noch keine Vorfestlegungen getroffen hat. Insofern bleibt es spannend, wie die einzelnen Punkte weiter diskutiert und in der Entgeltsystematik berücksichtig werden.

Für Fragen steht Ihnen gerne zur Verfügung:

Oliver Radtke
oliver.radtke@bet-consulting.de
 

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