Organisationsentwicklung | 23.09.2025 Eine Kultur der Digitalisierung entwickeln – oder wie die Akzeptanz der Digitalen Transformation gelingen kann Autoren: Dr. Anna Walter | Corinna Semling

 

„Clash of Culture": Warum ist die Digitalisierung bei uns so schwierig? Die Digitalisierung scheitert oft nicht an der Technik, sondern am Widerstand, der entsteht, wenn neue Technologien auf bestehende Unternehmenskulturen treffen. Bereits in der Planung oder in der Einführungsphase eines neuen Systems werden die Stimmen lauter: „Passt nicht zu unseren Prozessen“, „Rechnet sich das überhaupt?“ Aufgabe der Führungskräfte ist es, diese Hürden zu überwinden.


Dafür ist eine Reihe von Fragen entscheidend: Welche Kultur leben wir heute? Welche Skills haben wir bereits? Wo liegen die Lücken? Sind unsere Strukturen flexibel genug? Sind die Teams offen für Neues? Und vor allem, wo will das Unternehmen hin? Eine Kultur der Digitalisierung zu entwickeln, bedeutet an mehreren Stellen im Unternehmen anzusetzen. 
Es gibt drei zentrale Bausteine der Kultur- und Organisationsentwicklung, die in jedem Transformationsprojekt vorkommen sollten: Erstens eine positive Haltung entwickeln und den Austausch zu Digitalisierungsthemen fördern, zweitens Führungskräfte in ihrer Vorbildfunktion befähigen und drittens die heutigen Strukturen für neue digitale Arbeitsformen und -prozesse fit machen.

Und welche Maßnahmen im Einzelnen bringen die drei Bausteine nun in die konkrete Umsetzung?

1. Ein gemeinsames Digitales Mindset entwickeln - die Grundlage für den Wandel schaffen

Ein „digitales Mindset“ ist der Schlüssel für eine nachhaltige Transformation. Es geht darum, eine offene, lernbereite Haltung gegenüber neuen Technologien und Prozessen zu fördern. Das bedeutet:

  • Digitale Kompetenz fördern und in die Weiterbildung der Mitarbeitenden investieren. Die Lernangebot sind vielfältig: vom hausgemachten Youtube Video bis hin zur Profi-Schulung. Wichtig ist, die Lernmotivation in allen Bereichen und allen Ebenen des Unternehmens zu fördern. Gerne wird auch von der Digital Literacy gesprochen, die Sprache der Digitalisierung zu beherrschen.
  • Agilität als Prinzip leben: Agile Arbeitsweisen in Projekten nutzen und dadurch Flexibilität und Eigenverantwortung fördern. Methoden wie Scrum oder Kanban können dabei helfen, ein digitales Mindset zu verankern.
  • Dialog statt Einbahnstraße: Räume für einen offenen Austausch schaffen und bisherige Digitalisierungsprojekte ehrlich miteinander reflektieren. Kritische Stimmen sind kein Hindernis, sondern eine Chance, Innovation und neue Technologien zukünftig schneller einzuführen und den Wert für das eigene Unternehmen präziser zu bestimmen.
     

2. Führungskräfteentwicklung, um die Transformation zu begleiten

Führungskräfte sind die Multiplikatoren der Veränderung. Durch gezielte Schulungen und niederschwellige Lernformate, die sich gut in den Alltag einer Führungskraft integrieren lassen, können sie ihre Teams besser durch die Transformation führen.

  • Digitalisierungsverständnis: Skills entwickeln, Tools kennenlernen und im Austausch mit anderen Führungskräften ein Verständnis für die Digitale Transformation entwickeln.
  • Key User als Botschafter einsetzen: Digital-affine Mitarbeiter in den Fachbereichen - auch außerhalb der klassischen IT-Funktionen - identifizieren, die sich für neue digitale Technologien begeistern und Fähigkeiten wie z.B. richtiges Prompten ins Unternehmen mitbringen. Diese „Key User“ können als glaubwürdige Multiplikatoren dienen und den Wandel in die Belegschaft tragen.
     

3. Den strategischen, strukturellen und kulturellen Wandel synchronisieren

Unternehmensstrukturen sind sowohl Ausdruck der Unternehmenskultur als auch Anstoß, um Funktionen und Kernaufgaben stärker zu repräsentieren und ins Bewusstsein der Organisation zu rücken. Eine IT-Abteilung im Organigramm macht noch keine Digitalisierungsstrategie. Form follows function: Damit ist gemeint, vorhandene Strukturen kritisch zu hinterfragen und den Wandel der IT zum innovativen Dienstleister einzuleiten. Die IT-Abteilung sollte nicht nur für technische Lösungen zuständig sein, sondern als „Flagship-Store“ für digitale Innovationen wahrgenommen werden. Ein modernes und serviceorientiertes Auftreten als Business Partner und Hüter der Digitalisierungsstrategie stärkt das Vertrauen in die Digitalisierung.

Um eine positive Dynamik im digitalen Wandel zu erzeugen und nach und nach die gesamte Organisation auf die „Digitale Reise“ mitzunehmen, hat es sich bewährt in Etappen vorzugehen. Pro Etappe werden gemeinsam Fokusthemen bearbeitet, die schnell sichtbare Erfolge und einen direkten Nutzen im Arbeitsalltag erzeugen.

 


Die Anpassungsleistung und die Bereitschaft sich mit der Digitalisierung zu beschäftigen, ist eine Frage der Erfahrung mit Veränderungen: Je häufig ich in meinem Arbeitsleben bisher Veränderungen erlebt habe, desto besser gelingt die Anpassung an neue - digitale - Prozesse und Arbeitsplätze. Wer die digitale Transformation beherzt angeht, führt nicht nur neue Tools, sondern neue Formen und ein neues Verständnis der Zusammenarbeit ein, die alte Gewohnheiten in Frage stellen. Dabei steht die Optimierung betrieblicher Funktionen im Vordergrund und sollte daher in einen begleitenden Kultur- und Befähigungsprozess eingebettet werden.

Für einen Austausch stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Dr. Anna Walter
Partnerin
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Corinna Semling
Leiterin Kompetenzteam Personal, Kultur & Veränderung
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