Transaktionen & Industrie | 11.11.2025 Transaktionen im Bereich Batteriespeicher (BESS): Worauf kommt es bei einer BESS Due Diligence an? Autoren: Lukas Schuffelen | Fabian Lambrecht | Dr. Lukas Löhr | Philipp Katterbach

 

Der Markt für Batteriespeicher in Deutschland befindet sich in einer dynamischen Wachstumsphase. Das Investoreninteresse ist enorm – sowohl von institutionellen als auch strategischen Investoren. Auch zahlreiche Stadtwerke und Energieversorger beschäftigen sich mittlerweile konkret mit Batteriespeicherprojekten, um ihre Flexibilitätsportfolios zu erweitern, Netzengpässe zu reduzieren oder neue Geschäftsmodelle zu erschließen.

BET hat in den vergangenen Monaten und Jahren zahlreiche Transaktionen im Bereich Batteriespeicher begleitet – von Einzelprojekten über Portfolios bis hin zu umfassenden Projektpipelines über alle Entwicklungsphasen hinweg – von early stage bis ready-to-build (RtB). Dabei fertigen wir Erlösgutachten an und führen Commercial-, Regulatory- und Technical Due Diligences für Batteriespeicherprojekte durch.

Unsere Erfahrung zeigt: Erfolgreiche Transaktionen erfordern ein tiefes Verständnis der spezifischen Marktmechanismen in den regulatorischen Rahmenbedingungen sowie der technischen Anforderungen dieses noch jungen, aber zunehmend wettbewerbsintensiven Segments. Dabei ist die Übersetzung von strategischen Zielsetzungen in Verträge eine wichtige Dimension, damit sich das Geplante auch wirklich realisiert.


1. Regulatory Due Diligence – Dynamisches Umfeld mit vielen Unsicherheiten
Die regulatorische Due Diligence steht bei Batteriespeicherprojekten aktuell im besonderen Fokus. Das regulatorische Umfeld für Speicher entwickelt sich rasant, gleichzeitig bestehen zahlreiche Unsicherheiten hinsichtlich zukünftiger Rahmenbedingungen.

Im Mittelpunkt stehen derzeit insbesondere folgende Themenfelder:

  • Baukostenzuschüsse und ihre Behandlung bei Netzanschlüssen von Speichern
  • Allokationsverfahren für knappe Netzanschlüsse
  • Flexible Netzanschlussvereinbarungen und ihre praktische Umsetzung
  • Verlängerung der Übergangsregelung nach § 118 EnWG
  • Einspeisenetzentgelte sowie die Diskussion über potenzielle Netzentgeltmodelle für Speicher
  • Der aktuelle Stand des AgNes-Prozesses der Bundesnetzagentur
  • Zukünftige Modelle für Batteriespeicher-Netzentgelte sowie die Einbeziehung weiterer Steuern, Umlagen und Abgaben


Da sich viele dieser Themen aktuell in politischen und behördlichen Abstimmungsprozessen befinden, besteht eine erhebliche regulatorische Unsicherheit. Diese führt dazu, dass Projektentwickler und Investoren derzeit versuchen, möglichst viele Projekte noch vor dem Auslaufen der Übergangsregelung nach § 118 EnWG ans Netz zu bringen, um von den aktuell noch absehbar günstigeren Rahmenbedingungen zu profitieren. Dies erhöht den Marktdruck und macht eine vorausschauende regulatorische Analyse im Rahmen jeder Due Diligence umso wichtiger. Die Abschätzung des zukünftigen Rahmens bildet die Basis für alle weiteren Überlegungen.

2. Technical Due Diligence – Prüfung von Planung, Genehmigung und technischer Eignung
Im Rahmen der Technical Due Diligence steht die detaillierte Überprüfung der technischen Annahmen und der Projektumsetzung im Mittelpunkt. Dabei ist eine klare Differenzierung zwischen Projekten im Bau und Projekten im Ready-to-Build (RtB) Status erforderlich.

Für RtB-Projekte ist eine Überprüfung des Genehmigungsstandes zwingend notwendig, um die tatsächliche Baureife des Projekts zu verifizieren. Dabei sind insbesondere folgende Aspekte zu prüfen:

  • Sicherung des Grundstücks
  • Sicherung des Netzanschlusses mit ausreichender Kapazität
  • Erhalt der Baugenehmigung und Erfüllung der behördlichen Auflagen
  • Sicherung der Kabeltrasse und der Wegerechte


Für im Bau befindliche Projekte ist eine Kurzvalidierung der genehmigungsrechtlichen Dokumente sowie eine Analyse der aktuellen Baustände erforderlich, um mögliche Verzögerungen und deren Auswirkungen auf Zeit- und Kostenpläne frühzeitig zu erkennen.

Auch die Bewertung der technischen Eignung umfasst eine detaillierte Analyse, insbesondere zu folgenden Themen:

  • Bewertung der technischen Planung (Layout, Komponenten, Lebensdauer, Kapazitätsdegradation, Hersteller, Brandschutzmechanismen, FAT, Inbetriebnahme, SAT)
  • Prüfung und Einordnung der vertraglichen Bestimmungen (Garantien, Betriebseinschränkungen, Performance-Garantien, Ausfallvergütungen)
  • Bewertung der zeitlichen Planung und der Baumaßnahmen
  • Bewertung von O&M-Verträgen, -Konzepten und -Verantwortlichkeiten
  • Analyse der beteiligten Partnerunternehmen und Dienstleister (Balance of Plant Electrical / Civil, Betriebsführer)
  • Bewertung der Koordination und Schnittstellen zwischen den beteiligten Dienstleistern

 

Eine frühzeitige technische Detailprüfung ist essenziell, um Projektrisiken realistisch zu erfassen und vertraglich abzusichern.

3. Commercial Due Diligence – Bankable Erlösmodellierung als Erfolgsfaktor

Ein zentrales Element jeder Due Diligence für Batteriespeicherprojekte ist die bankable Erlösmodellierung. Diese bildet die Grundlage für eine belastbare Projektbewertung und die Finanzierungsfähigkeit des Projekts. Bei der Commercial Due Diligence müssen sämtliche Erlösmöglichkeiten im Rahmen eines Einsatzoptimierungsmodells abgebildet werden – von Arbitragegeschäften am Day-Ahead und Intradaymarkt über Primär- und Sekundärregelleistung bis hin zu neu entstehenden Flexibilitätsmärkten.
Dabei gilt es, die aktuelle Regulierung und Marktentwicklungen realistisch zu berücksichtigen und die technischen Anforderungen (insb. Garantiebedingungen) des spezifischen Batterylayouts einzubeziehen. Der fortschreitende Zubau von Batteriespeichern führt in einzelnen Märkten absehbar zu einer Kannibalisierung der Erlöse, insbesondere im Regelleistungsmarkt. Gleichzeitig fordern Netzbetreiber mittels flexible Netzanschlussvereinbarungen zusätzliche Betriebseinschränkungen für Batteriespeicher wie Wirkleistungsbeschränkungen, Leistungsgradienten oder die vorzeitige Festlegung von Fahrplänen.

Ein weiterer kritischer Punkt ist die Auswahl des Vermarkters, der den Speicher am Markt platziert (Route-to-Market) sowie die Wahl des geeigneten Contracting-Modells. Viele Banken fordern neben reinen Merchant-Verträgen mit Profit-Sharing-Anteilen risikoabsichernde Strukturen wie Floor oder Tolling Agreements. Vermarkterseitig haben Solvenz, Erfahrung und die algorithmische Kompetenz des Vermarkters erheblichen Einfluss auf die erzielbaren Erlöse. Eine genaue Analyse der angebotenen Vertragsbedingungen, der Vergütungsmodelle und der Risikoallokation ist daher integraler Bestandteil unserer Commercial Due Diligence.

Fazit: Batteriespeichertransaktionen erfordern einen ganzheitlichen Prüfansatz
Transaktionen im Bereich Batteriespeicher sind komplex – sie verbinden technische, regulatorische und ökonomische Fragestellungen in einem sich rasant entwickelnden Marktumfeld. Unsere Erfahrung zeigt: Wer frühzeitig und strukturiert prüft, schafft Transparenz und erhöht die Erfolgschancen einer Transaktion erheblich.
Wir stehen Ihnen als erfahrener Partner bei der Bewertung und Begleitung von Batteriespeicherprojekten gerne zur Seite und helfen, Realismus in Zahlen und Geschwindigkeit in die Umsetzung zu bringen.

Für Fragen und einen Austausch stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Lukas Schuffelen
Partner
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Fabian Lambrecht
Leiter Kompetenzteam Transaktionen
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Dr. Lukas Löhr
Leiter Kompetenzteam Energiemarktmodelle & Preisprognosen
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