Digitalisierung | 23.09.2025 Dena Verteilnetzstudie II - Digitalisierung als Lösung und Herausforderung zugleich Autoren: Dr. Sören Patzack | Dr. Bärbel Wicha-Krause | Johannes Kempen

 

Die Frage nach einer bezahlbaren Umsetzung der Energiewende wurde in der zweiten dena-Verteilnetzstudie untersucht. Eine durchgängige Digitalisierung des Netzbetriebs ist hierbei ein wesentlicher Lösungsbeitrag, schafft Nutzen innerhalb der Unternehmen und für das energiewirtschaftliche Gesamtsystem, stellt Netzbetreiber aber auch vor neue Herausforderungen.

Die dena-Verteilnetzstudie II
Die von der dena beauftragte Verteilnetzstudie II wurde durch BET Consulting, die Bergische Universität Wuppertal (BUW) und BMU Energy Consulting erarbeitet und im Juli 2025 vorgestellt. Sie beleuchtet die zentralen Herausforderungen beim Umbau der Verteilnetze für Strom, Gas und Wärme und nennt als Schwerpunkte koordinierte Planung, Digitalisierung, Ressourcensicherung und tragfähige Finanzierung. Grundlegende Erkenntnis ist, dass die Eigenmittel vieler Netzbetreiber nicht ausreichen, sodass neue regulatorische Ansätze, ergänzende Finanzierungsinstrumente, staatliche Unterstützung und eine konsequente Digitalisierung nötig sind, um die Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. 

Motivation zur konsequenten Digitalisierung
Verteilnetze stehen angesichts der Energie-, Verkehrs- und Wärmewende vor großen Herausforderungen. Netzbetreiber müssen Maßnahmen zum beschleunigten Anschluss von Energiewendeanlagen bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit ergreifen. Diese Ziele können nur durch eine durchgängige Digitalisierung der Stromnetze bis in die Niederspannungsebene, Transparenz und Standardisierung, die Möglichkeit fernsteuernder Eingriffe sowie die Interoperabilität der Marktpartner und betroffenen Objekte erreicht werden.

Die Digitalisierung der Stromnetze ermöglicht zudem eine bessere Auslastung bestehender und entstehender Netzinfrastrukturen sowie eine Steigerung der Netzanschlusskapazität und trägt damit wesentlich zur Beschleunigung der Energiewende bei. 

Digitalisierungsmaßnahmen - Herausforderungen und Nutzen
Die Ausbringung von smarter Mess- und Steuertechnik sowie die Ausstattung von Ortsnetzstationen mit Messtechnik  führt nur dann zur gewünschten Effizienzsteigerung im Netzbetrieb, wenn die Digitalisierung des Netzbetreibers als datenverarbeitende und steuernde Instanz konsequent vorangetrieben wird. Hier sind die Digitalisierung des Netzanschlussprozess und der Aufbau eines sogenannten Niederspannungs-Leitsystems – oft auch „Digitaler Zwilling“ genannt – als wesentliche Maßnahmen zu nennen.

Der Digitale Zwilling „lebt“ von korrekten Daten – dafür ist eine rechenfähige Topologie, verknüpft mit digitalisierten und standardisierten Stammdaten der Netzkunden und ihrer Energiewendeanlagen, essenziell. Korrekt zugeordnete Daten ermöglichen die Echtzeit-Identifikation und das gezielte Beheben von Engpässen durch die Steuerung via Messstellenbetreiber. Der digitale Netzanschlussprozess sichert im Zielbild über alle Spannungsebenen sowie Anschluss- und Anlagentypen hinweg eine nachhaltige Datenqualität und beschleunigt die Kundeninteraktion.  

Die oft unterschätzte initiale Datenstrukturierung und -bereinigung, der Aufbau des Digitalen Zwillings sowie des digitalen Netzanschluss-Prozess sind zwar arbeitsintensiv, führen jedoch zu einer grundsätzlichen Qualitäts- und Effizienzsteigerung. Sie fördern ein besseres Prozessverständnis  – insbesondere über Abteilungsgrenzen hinweg – und verankern zugleich das digitale Mindset im Unternehmen. Eine solide digitale Datenbasis öffnet zudem die Tür zur Einbindung von Innovationen – beispielsweise von KI-gestützten Szenario-Analysen.

Gelingt es, den Ordnungsrahmen hinsichtlich der Netzplanung konsequent weiterzuentwickeln und last- bzw. erzeugerseitige Flexibilitäten u. a. durch die Digitalisierung des Netzbetriebs gesichert nutzbar zu machen, so kann der Netzausbau deutlich reduziert und Systemkosten eingespart werden.

Mit Datentransparenz, Standardisierung und Interoperabilität steigen aber auch die Cyber-Security-Risiken. Zur Abwendung dieser Risiken gibt es diverse Festlegungen von der europäischen Ebene bis hinein ins nationale Recht und technische Regelwerke, die von allen Marktpartnern und ihren Dienstleistern beachtet werden müssen. 

Empfehlungen
Im Rahmen der Studie wurden konkrete Empfehlungen erarbeitet, die sich gleichermaßen an den Ordnungsrahmen und die Verteilnetzbetreiber richten:

  • Vollständige Anerkennung laufender und vorausschauender Digitalisierungskosten flankiert von zusätzlichen Innovationsanreizen und einem stabilen, flexiblen Ordnungsrahmen mit De-Minimis-Regeln
  • Nutzen der Digitalisierung klar kommunizieren, ein gemeinsames Zielbild verankern und ein unternehmensweites Daten-Management aufbauen, um Effizienzsteigerungen und Energiewende-KPIs zu erreichen
  • Pilotprojekte und Praxischecks für Änderungen im regulatorischen Rahmen vor dem allgemeinen Rollout
  • Umsetzung der Digitalisierung schrittweise mit messbaren Ergebnissen, Feldtests, kontinuierlichem Feedback und einer konsequenten Priorisierung der Aktivitäten.
  • Transparenz, gemeinsame Austauschformate und eine engere Zusammenarbeit der Regelsetzer inklusive regelmäßiger, möglichst KI-gestützter Konsistenzprüfungen, ebenso eine verstärkte Kooperation der Netzbetreiber, um Analyseaufwand und Kosten zu verringern.


Fazit
Digitalisierung stellt einen  wesentlichen Beitrag zur effizienten Energiewende dar. Wenn Sie noch Fragen haben oder Ihr Vorgehen mit uns durchgehen möchten – wir unterstützen Sie gerne. Sprechen Sie uns an!

Dr. Sören Patzack
Partner
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Bärbel Wicha-Krause
Senior Manager
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Johannes Kempen
Senior Consultant
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