1. Stand der kommunalen Wärmeplanung (kWP)
Bis August 2025 haben bereits 556 Kommunen die kommunale Wärmeplanung abgeschlossen – das entspricht 5 % aller Kommunen. Weitere 44 % befinden sich derzeit im Planungsprozess, während bei den restlichen Kommunen der Status unbekannt ist.
Besonders in den 83 großen Kommunen mit mehr als 100.000 Einwohnern zeigt sich der Druck deutlich: Bis Mitte nächsten Jahres müssen sie eine Wärmeplanung gemäß Wärmeplanungsgesetz vorlegen. Bereits 33 % haben ihre Planung abgeschlossen, die übrigen haben mit dem Prozess begonnen. Kleinere Kommunen geraten hingegen aufgrund begrenzter Ressourcen oft ins Hintertreffen. Dennoch zeigt sich eines klar: Der Anteil der Kommunen, die sich aktiv mit der kommunalen Wärmeplanung beschäftigen, ist in den vergangenen zwei Jahren stark gestiegen.
2. Kernergebnisse einer typischen kommunalen Wärmeplanung
Die kommunale Wärmeplanung - als unverbindliche Wärmestrategie - zielt darauf ab, zentrale Fragen zur zukünftigen Wärmeversorgung zu beantworten. Zu den wichtigsten Themenstellungen gehören:
- Bestandsanalyse: Wie sieht die aktuelle Wärmeversorgung in der Kommune aus? Welche Energieträger werden in welchem Umfang genutzt, und welche Infrastrukturen sind vorhanden?
- Potenzialanalyse: Welche Möglichkeiten gibt es, den Wärmebedarf zu reduzieren? Welche Potenziale bieten erneuerbare Energien oder Abwärme für die Wärmeversorgung?
- Zielszenario: Wie könnte ein Transformationspfad hin zu einer treibhausgasneutralen Wärmeversorgung im Zieljahr 2045 - oder auch früher - aussehen? Wie entwickeln sich Energieverbrauch, Emissionen und die räumliche Struktur der Wärmeversorgung? Welche Gebiete eignen sich für den Ausbau von Wärmenetzen?
- Umsetzungsstrategie: Welche konkreten Maßnahmen sind notwendig, um die Wärmewende in der jeweiligen Kommune voranzutreiben?
Zusammengefasst ist die kommunale Wärmeplanung ein strategisches, aber nicht bindendes, Instrument , um den Weg zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung bis 2045 zu ebnen. Sie bietet Bürgerinnen und Bürgern sowie allen relevanten Akteuren eine Orientierung, wie ein Zielpfad gestaltet werden kann.
3. Nächste Schritte aus Sicht von EVU und Städten
Die Wärmewende stellt Energieversorgungsunternehmen (EVU) vor große Herausforderungen. Sie sind sowohl in der Planung als auch in der Umsetzung gefordert und tragen dabei eine hohe Verantwortung, aber auch entsprechende finanzielle Risiken durch große Investitionsvolumina. Umso wichtiger ist es, Entscheidungen fundiert und robust zu treffen. Dies erfordert datenbasierte Analysen, ein professionelles Prozessmanagement und strategische Entscheidungen.
Die Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung erfordert dabei insbesondere folgende Schritte:
Machbarkeitsstudien nach BEW für neue Wärmenetze durchführen
Für neue Wärmenetze bilden Machbarkeitsstudien nach den Vorgaben der Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW) einen entscheidenden Ausgangspunkt. Diese Studien bewerten die technische und wirtschaftliche Umsetzbarkeit und dienen als Grundlage für eine fundierte Entscheidung, ob eine weitere Planung und der Bau sinnvoll sind.
Transformationspläne nach BEW für Bestands-Wärmenetze erstellen
Bestehende Wärmenetze benötigen Transformationspläne, sofern diese noch nicht erstellt wurden, um von der BEW-Förderung für Investitionen und den Betrieb profitieren zu können. Diese Pläne legen dar, wie bestehende Netze verdichtet, erweitert und die Erzeugung auf erneuerbare Energien (EE) sowie unvermeidbare Abwärme umgestellt werden können. Hier fordert das Wärmeplanungsgesetz Mindestanteile EE und unvermeidbare Abwärme von 30 % in 2030 und 80 % in 2040. Darüber hinaus müssen gemäß Wärmeplanungsgesetz bis zum 31.12.2026 Dekarbonisierungsfahrpläne für bestehende Wärmenetze erstellt werden, wobei ein genehmigter Transformationsplan diese Vorgabe ebenfalls erfüllt.
Kaufmännische und strategische Bewertung der Wärmewende durchführen
Ein zentraler Punkt ist die wirtschaftliche und strategische Bewertung der Maßnahmen zur Umsetzung der Wärmewende auf das gesamte Energieversorgungsunternehmen. Dabei gilt es, die finanziellen Auswirkungen sowie Chancen und Risiken ganzheitlich und medienübergreifend zu analysieren. Nur so können zukunftssichere Entscheidungen getroffen werden, die den wirtschaftlichen Erfolg des EVU langfristig sichern.
Netzplanungen in allen Sparten (Strom, Gas, Wärme) durchführen
Die Infrastrukturplanung ist ein entscheidender Baustein der Wärmewende. Neben Wärmenetzen gilt es, die Rolle der Stromnetze zu stärken, um die Integration von Wärmepumpen, Ladeinfrastruktur und Photovoltaik zu ermöglichen. Für die Gasnetze, deren Bedeutung künftig abnehmen wird, ist hingegen eine klare Strategie erforderlich – sei es die Umstellung auf grüne Gase oder eine Exit-Strategie. Besonders wichtig ist eine spartenübergreifende Planung, um ein konsistentes Zielbild für die strategische Ausrichtung zu schaffen. Dabei ist der Einsatz von GIS-Daten unverzichtbar. Diese bieten nicht nur großes Potenzial für die Planung, sondern auch für deren Nutzung in anderen Bereichen sowie die Kommunikation.
Strategische Ausrichtung des Vertriebs in allen Sparten vornehmen
EVU müssen ihre Vertriebsstrategien anpassen, um Produkte wie Fernwärme, Übergangslösungen nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) und Wärmepumpen-Contracting erfolgreich zu positionieren und so ihre Marktposition zu sichern oder auszubauen und vor allem den langfristig rückläufigen Gasvertrieb auszugleichen. Dabei ist ein Vollkostenvergleich der Technologien für die Entscheidungsfindung und Kommunikation unumgänglich.
Strategische Priorisierung von Projekten und Maßnahmen vornehmen
Die Vielzahl an Projekten (z. B. der Aufbau neuer Wärmenetze) und Maßnahmen (z. B. die Förderung von Wärmepumpen-Contracting bzw. Angebote von Übergangslösungen für Kunden in den voraussichtlichen Wärmenetzgebieten), die im Rahmen der kWP identifiziert werden, macht eine strategische Priorisierung unumgänglich. Dies erfordert eine Bewertung nach Kriterien wie Wirtschaftlichkeit, Klimawirkung und Umsetzbarkeit.
Strukturen und Prozesse prüfen und weiterentwickeln
Auch die Organisation sowie die Kompetenzen der Mitarbeitenden sollte frühzeitig auf ihre "Wärmewende-Tauglichkeit" geprüft werden. Voraussetzung für den Erfolg ist es, dass fähiges Personal, in den passenden Strukturen und Prozessen, zusammenarbeiten kann, um die neuen Herausforderungen in Vertrieb, Planung, Bau und Betrieb gemeinsam zu bewältigen.
BET als Partner für die Umsetzung der Wärmewende
BET ist nicht nur Experte für die Erarbeitung von kommunalen Wärmeplanungen, Machbarkeitsstudien und Transformationsplänen, sondern ein strategischer Partner, der EVU und Kommunen bei der Umsetzung der Wärmewende unterstützt. Mit unserem breit gefächerten Blick über die gesamte Wertschöpfungskette von EVU stellen wir eine fundierte und umfassende Betrachtung der Wärmewende sicher, um Ihr EVU bei der Transformation der Wärmeversorgung zu unterstützen und zukunftssicher aufzustellen.
Für einen Austausch stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Jörg Ottersbach
Leiter Kompetenzteam Erneuerbare Energien
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Frank Schäfer
Senior Manager
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Dr. Carsten Bode
Manager
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