Regulierung & Controlling | 10.12.2025 Kursbestimmung für 2026: Regulierung im Wandel und Finanzierung der Energienetze Autoren: Michael Seidel

 

2025 war für die Netzbetreiber erneut ein Jahr massiver regulatorischer und finanzieller Unsicherheit. Der „NEST“-Prozess der BNetzA dominierte die Branche und führte – trotz zahlreicher Workshops, Konsultationen und Dialoge – weiterhin zu großer Unklarheit über die künftigen Erlös- und Investitionsbedingungen der Strom- und Gasnetze. Die Veröffentlichung der neuen Rahmenfestlegungen („RAMEN“ und StromNEF/GasNEF) brachte zwar einzelne Orientierungspunkte, ließ aber weiterhin entscheidende Weichenstellungen zur Investitionsfähigkeit offen.Hier erhoffen wir uns für die Branche Klarheit für das Jahresende 2025 und das kommende Jahr 2026.

 

Die Basisjahroptimierung im Bereich der Gasnetze wirft ihre Schatten auf das Kostenprüfungsjahr 2026 voraus, es bleibt spannend, wie die BNetzA die neuen Anforderungen in der Kostenprüfung anwenden wird. Zur Optimierung von Netzgesellschaften haben wir – wie in der Vergangenheit – die Gründung von „Großen Netzgesellschaften“ oder auch die Reintegration von Netzgesellschaften geprüft und umgesetzt.

Parallel verschärfte sich die Finanzierungssituation deutlich. Die hohen Investitionsvolumina für Strom-, Gas- und Wärmenetze bis weit in die 2030er Jahre überforderten zunehmend die Finanzierungsfähigkeit vieler kommunaler Unternehmen. 2025 unterstützten wir zahlreiche Kundinnen und Kunden bei ganzheitlichen Finanzierungsstrategien, Kapitalbeschaffung und der Entwicklung von Steuerungsinstrumente. Ein Schwerpunkt lag weiter auf der wirtschaftlichen Zukunftsfähigkeit der Gasnetze sowie der integrierten Betrachtung der Strom- und Wärmewende. Die regulatorische und technische Optimierung sowie die darauf angepasste Finanzierung waren wesentliche Bestandteile unserer Projekte in diesem Jahr und werden uns auch in den kommenden Jahren beschäftigen.

Im Controlling setzte sich die Nachfrage nach modernen, integrativen Steuerungsmodellen fort – getrieben durch steigende regulatorische Komplexität, Kostendruck, Nachhaltigkeitsanforderungen und die EU-Taxonomie. BET konnte auch 2025 wichtige Mandate gewinnen und praxisnahe, zukunftsfähige Steuerungskonzepte implementieren.

Ausblick 2026 – Chancen & Herausforderungen für unsere Kundinnen und Kunden

2026 wird ein Jahr mit entscheidenden Weichenstellungen für Netzbetreiber. Die finale Ausgestaltung der Regulierung bleibt der zentrale Unsicherheitsfaktor. Anpassungen bei Kapitalkosten, Effizienzvorgaben, Qualitätselementen und Investitionsanreizen werden maßgeblich über die künftige wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Strom- und Gasnetze entscheiden. Die Branche muss weiterhin mit hoher Volatilität und potenziell tiefen Eingriffen in bestehende Erlös- und Kostenmodelle rechnen. Der Trend zur Digitalisierung und Kooperationen von Netzgesellschaften geht dabei weiter.

Die Finanzierungssituation verschärft sich weiter. Steigende Zinsen, Rekordinvestitionen und begrenzte Eigenkapitalressourcen erhöhen den Druck auf kommunale Unternehmen. Daher ist es entscheidend, frühzeitig belastbare Finanzierungsstrategien zu entwickeln, zu verbessern und alternative Finanzierungsformen aktiv zu prüfen.

Regulatorisch rücken zwei Themen besonders in den Fokus: Die Kostenprüfung der Gasnetze und die Basisjahroptimierung im Strombereich. Unzureichend belegte Kosten laufen Gefahr, nicht anerkannt zu werden – mit unmittelbaren Auswirkungen auf die Erlösobergrenzen. Für Stromnetzbetreiber wird die Optimierung des Basisjahres zu einem entscheidenden Stellhebel der nächsten Regulierungsperiode. Datenqualität, Kostenstrukturen, Mengengerüste und Qualitätsparameter müssen frühzeitig strategisch ausgerichtet werden, um ein möglichst vorteilhaftes Ausgangsniveau zu erreichen.

Gleichzeitig steigen die Anforderungen an die integrierte Unternehmenssteuerung. ESG-Berichterstattung, volatile Ergebnisse und wachsender Kostendruck machen robuste Controlling-Systeme, Szenariorechnungen und ein professionelles Investitions- und Risikomanagement unverzichtbar. Unternehmen, die ihre Steuerungslogik frühzeitig modernisieren, sichern sich deutliche Vorteile.

Trotz aller Herausforderungen bietet 2026 klare Chancen: durch vorausschauende Regulierungsvorbereitung, stringente Gas- und Stromnetzoptimierung, professionelle Finanzierungskonzepte und eine ganzheitliche Betrachtung der Infrastruktursparten.
 
Michael Seidel
Partner
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