Zahlreiche Energieversorger müssen ihre bisherigen Wachstums- und Vertriebsschwerpunkte überdenken und neue Erlösmodelle evaluieren, insbesondere in Richtung Strom und energienahe Dienstleistungen. Diese strukturellen Anpassungen gehen häufig mit einer stärkeren Kundenfokussierung und einer intensiveren Analyse von Wettbewerbsdynamiken einher.
Im Energiehandel stand 2025 weiterhin die Professionalisierung im Fokus. Themen wie Power Purchase Agreements (PPA), die wachsende Bedeutung einer systematischen Grünstrombeschaffung für Industriekunden und die Überarbeitung von Beschaffungs- und Risikohandbüchern prägten das Projektgeschäft. Parallel dazu rückten organisatorische Fragestellungen stärker in den Mittelpunkt: die Neustrukturierung handelsspezifischer Rollen, die Optimierung der Schnittstellen zwischen Energiehandel und Vertrieb sowie eine genauere Überprüfung der Risikoaufschlagskalkulationen, um Preis- und Margenrisiken robuster abzusichern.
Zudem entwickelte sich der Battery Market Outlook zu einem zentralen Schwerpunktthema. Der zunehmend volatile Strommarkt, erkennbar an häufigen Null-, Negativ- und Knappheitspreisen, erhöhte die Nachfrage nach Flexibilitätsoptionen. Großbatteriespeicher rückten damit stärker in den Fokus von Investoren, Energieversorgern und Industriekunden. Unsere Projektarbeit fokussierte sich auf Erlösgutachten, die Analyse von Flexibilisierungspotenzialen und zunehmend auf Netzanschlussbedingungen, die in vielen Projekten zum kritischen Faktor wurden.
Insgesamt war 2025 ein Jahr der analytischen Schärfung, der strukturellen Anpassungen und der Weiterentwicklung zentraler Portfoliokomponenten. Die Kombination aus Marktvolatilität, Energiepolitik, Dekarbonisierungsdruck und sich änderndem Kundenverhalten leitete eine tiefgreifende Transformationsphase ein, die 2026 konsequent weitergehen wird.
Ausblick 2026: Marktorientierung, Dekarbonisierung und neue Strukturen als Leitmotiv
Energieversorger stehen 2026 weiterhin vor der Aufgabe, ihr Produktportfolio klarer zu positionieren, Markttrends schneller zu erkennen und ihre Wertschöpfungstiefe sowie ihre Organisationsstrukturen kritisch zu hinterfragen.
Die Weiterentwicklung des Produktportfolios im Vertrieb bleibt ein zentrales Handlungsfeld. Wettbewerbsanalysen und Marktbeobachtung werden essenziell, um Produkte mit klarerer Differenzierung zu schaffen und Margenpotenziale zu sichern.
Im Energiehandel wird 2026 maßgeblich durch die weitere Dekarbonisierung der Beschaffungsportfolios geprägt. PPAs, Herkunftsnachweisstrategien und transparente Grünstromangebote für Industriekunden entwickeln sich zu Kernbausteinen. Die damit einhergehenden Risiken erfordern robuste und moderne Prozesse. Ganz oben auf der Agenda vieler Marktteilnehmer stehen die Überarbeitung von Beschaffungs- und Risikohandbüchern, eine präzisere Risikoaufschlagskalkulation sowie eine Neuordnung der Organisations- und Schnittstellenstrukturen zwischen Vertrieb und Handel. Nur so kann der Energiehandel seiner Rolle als „Enabler“ für commodity-nahe Geschäftsmodelle weiterhin gerecht werden.
Auch der Battery Market Outlook wird im kommenden Jahr nochmals an Bedeutung gewinnen. Denn die Bewertung von Großbatteriespeichern inklusive Erlösgutachten, Flexibilisierungsszenarien, netzdienlichen Einsatzpotenzialen und vor allem Netzanschlussfragen wird ein entscheidender Faktor für Investitionsentscheidungen bleiben.
Sarah Roes
Partnerin
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